Was hat die Weiße Rose mit uns zu tun? – Eindrucksvolle Aufführung des Staatstheaters Wiesbaden im Jahrgang 8

Am Donnerstag, den 5.11., wurde erstmals das das Stück „Die Weiße Rose – lebt“ vom Staatstheater Wiesbaden an unserer Schule vor einem gemischten Religionskurs der 8. Klasse aufgeführt. Bei uns waren Yasmin Malina und Paul Schön als Darsteller, Laura zur Nieden, die Theaterpädagogin, und die Inszenatorin des Stückes, Sophie Pompe. Das Ganze fand natürlich unter strengen Hygiene-Maßnahmen statt und wurde von Frau Rosenbaum und Herrn Dr. Buchwaldt begleitet.

Wir als Zuschauer waren nicht eingeweiht, worum es gehen sollte, und waren entsprechend überrascht, als zwei sehr aufgeregte Schüler mit Verspätung ins Klassenzimmer kamen und insgesamt eher unseriös wirkten. Sie stellten sich als Manni und Sophie vor und waren ziemlich abgelenkt, da Sophie nur Minuten vorher wegen ihrer Anti-Rassismus-Pins am Rucksack die Treppe runtergeschubst worden war. Sie erzählten uns, dass sie für ihre Theater-Gruppe Darsteller suchten und begannen, uns ein Stück vorzuspielen. Erst da haben die meisten von uns gemerkt, dass die gesamte Szene vorher nur inszeniert gewesen war. Das Stück handelte von den Geschwistern Scholl, und nach und nach erfuhren wir, wer diese Personen waren. […]

Das Stück wurde besonders interessant durch zwei Rollen, die ein Darsteller gleichzeitig spielen musste, auf der einen Seite eines der Scholl-Geschwister und dazu den verplanten Schüler. Während der Aufführung gingen immer mal wieder Dinge scheinbar schief, z.B. fehlten Utensilien oder Sophie fielen zwischendurch Puzzleteile zu ihrem eigenen aktuellen Problem mit Nationalsozialismus in ihrem Umfeld ein. Nach und nach erzählten sich beide Geschichten zum gleichen Problem wie von selbst. Das Stück endete, als es an der Gefängniszellentür klopfte, um Hans und Sophie Scholl zu ihrer späteren Hinrichtung zu holen.

Uns alle hat die Geschichte total mitgerissen, und wir waren das ganze Stück über mucksmäuschenstill, wie sonst eigentlich unüblich… Danach hatten wir die Möglichkeit, unsere persönlichen Erfahrungen und Eindrücke zu äußern. Ich und viele andere waren sehr beeindruckt von Hans` und Sophies selbstlosen, mutigen und vorbildlichen Verhalten. […]
Durch die tolle Darstellung ist mir das Stück sehr gut im Kopf geblieben und hat mich vor allem zum Nachdenken gebracht. Ich frage mich, warum das alles heute immer noch so eine große Rolle spielen muss. Können nicht einfach alle so mutig und selbstlos handeln wie Hans und Sophie Scholl? Dann ist mir aber aufgefallen, dass ich dafür zunächst bei mir selbst anfangen muss. Ich würde zwar nicht sagen, dass ich bei solchen Situationen sonst wegschaue oder noch schlimmer, daran beteiligt bin. Aber ob ich mich trauen würde, selbst direkt etwas dagegen zu tun, auch wenn mir selbst das vielleicht schaden könnte, weiß ich auch nicht. Ich werde nach diesem Stück keine Gegen-Demonstration gegenüber Rassisten oder Nazis organisieren, aber mir ist bewusst geworden, dass ich das eigentlich tun sollte und wie viele kleine Dinge ich in meinem und dem anderer Leute alltäglichen Leben ändern kann und werde, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen. […]

(Helena Kampen, 8d)

Persönlich am Spannendesten fand ich aber tatsächlich, als Sophie und Manni in die Rollen der Geschwister Scholl geschlüpft sind. Ich fand Sophies und Hans Geschichte so emotional und total traurig. Ich frage mich, wie Menschen so grausam sein können. Wie kann man so viele Menschenleben beenden, als seien sie nichts wert? Wie kann man Menschen dafür umbringen, dass sie die Wahrheit sagen? Für mich ist das nicht nachvollziehbar und wir müssen dafür kämpfen, nicht wieder so zu enden. Denn keiner von uns möchte das unterstützen, was Hitler getan hat, da bin ich mir sicher. Aber warum denken dann viele Menschen, sie müssten ein Hakenkreuz an Wände malen oder die Nazis unterstützen? Wollen diese Menschen wirklich diese Brutalität und Grausamkeit von damals unterstützen? So viele Unschuldige sind für Hitler gestorben. So viele Menschen verloren alles durch seine Taten und heute – wo wir genau das nicht mehr wollen, verfallen einige von uns wieder in dieses Strickmuster, auch wenn sie es “nicht so meinen”. Aber mit den kleinen Dingen fängt es an – Menschen mit anderer Hautfarbe oder Herkunft anders zu behandeln als uns. Oder Leute zu diskriminieren, weil sie “anders” sind. Ist das nicht schon eine Vorstufe des üblen Rassismus, mit dem Juden zu kämpfen hatten? Wir sollten also aufpassen, was wir tun und uns Hans und Sophies und Worte und Taten und natürlich auch die, aller anderen Aktivist*innen zu Herzen nehmen, die für Gleichberechtigung und Frieden kämpfen! Macht nicht mit bei Rassismus und stellt euch dagegen, denn jeder kann etwas verändern.

(Luise Kania, 8c)