Am 17.9.2014 war der ehemalige Gutenbergschüler aus Los Angeles angereist, um in der Aula der Schule an einer Veranstaltung teilzunehmen, die einerseits an die letzte große Deportation aus Wiesbaden am 1. September 1942 erinnern sollte, andererseits wurden die ersten Auszüge auf Deutsch aus seinen Memoiren vorgestellt.
Die Feierstunde war sowohl vom Aktiven Museum Spiegelgasse als auch der Gutenbergschule geplant worden.
Paul Kester hatte nach der Reichspogromnacht 1938 als jüdischer Schüler die Schule verlassen müssen, seine Eltern veranlassten, dass er mit einem Kindertransport nach Schweden gebracht wurde, so dass er überlebte – seine Eltern und mehrere Verwandte hingegen wurden am 1. September 1942 nach Theresienstadt deportiert, keiner von ihnen hat überlebt.
Es waren vier Schülerinnen aus der Klasse 6a und ein Schüler aus der 9a – alle aktive LeseRitter – die in eindrucksvoller Art und Weise die Auszüge aus den Memoiren vorlasen. Parallel dazu wurden Bilder aus Paul Kesters Vergangenheit auf eine Leinwand projiziert.
Der Gast selbst war sichtlich ergriffen von der Hommage, die ihm und seinem Lebensverlauf entgegengebracht wurde, hatten doch bereits die Redner zu Beginn der Veranstaltung – Herr Gotthardt als stellvertretender Schulleiter, Herr Dr.Pieperhoff vom Aktiven Museum Spiegelgasse, Herr Nickel als Stadtverordnetenvorsteher, Herr Gerich als Oberbürgermeister und die Schuldezernentin Frau Scholz- ihren Respekt und ihre Anerkennung gegenüber Herrn Kester zum Ausdruck gebracht.
Musikalisch umrahmte die Feierstunde die aus Tel Aviv stammende Pianistin Odelia Lazar, indem sie zu Beginn eine Melodie aus ‚Schindlers Liste‘ spielte, nach den Grußworten ‚Sag nit kojnmal as du gejst‘ sang und schließlich am Schluss ‚Ich wandre durch Theresienstadt‘ von Ilsa Weber präsentierte.
Dieses letzte Lied, gepaart mit den eindrucksvollen Dankesworten Paul Kesters, wirkte auf viele Besucher der Feierstunde außerordentlich emotional. Es fiel für einen Moment sehr schwer, zum Alltagsgeschehen zurückzukehren.
Nach Meinung vieler hatte hier eine würdevolle, beeindruckende und unvergessliche Veranstaltung stattgefunden.
Im Anschluss wurden Herr Kester sowie sein Sohn Daniel von einer kleinen Gruppe zum Essen begleitet, wo noch einmal die Gelegenheit bestand, im eher privaten Rahmen zu erfahren, wie dankbar Herr Kester für die ihm und den am 1. 9. 42 Deportierten gewidmete Feierstunde war.
Zum Abschied versprach Paul Kester wiederzukommen – wir freuen uns darauf!
Die Gutenbergschule bedankt sich nochmals beim AMS für das Geschenk der 35 Exemplare der Memoiren Paul Kesters, die zukünftig vielfältig im Unterricht eingesetzt werden können.
Gudrun Zitzke-Klöckner