Heute fand die alljährliche Aufklärungsveranstaltung zum Thema „Cybermobbing“ für die Jahrgangsstufe 7 in der Aula statt, die an der GBS schon seit 2008 durchgeführt wird.
Günter Steppich, der Jugendmedienschutzbeauftragte der Gutenbergschule, zeigte in der Doppelstunde zunächst anhand des Kurzfilms „Let’s fight it together“ auf, was genau bei Cybermobbing passiert, wie es auf Betroffene wirkt und welche unterschiedlichen Rollen die Beteiligten dabei einnehmen. Anschließend wurde besprochen, wie man sich in solchen Fällen verhalten sollte bzw. was man tun kann und muss, um Fälle von Mobbing und Cybermobbing möglichst schon im Ansatz zu verhindern. Auch der entscheidende Unterschied zwischen einem alltäglichen, „normalen“ Streit und Mobbing wurde besprochen: Mobbing belastet die Betroffenen langfristig, weil sie keinen Weg finden, sich gegen die Übermacht der Täter zu wehren und nicht ausreichend Unterstützung von Mitschülern bekommen – sie fühlen sich hilflos und isoliert. Ein Streit verläuft dagegen auf Augenhöhe und ist nach kurzer Zeit beigelegt, ohne dass einer der Beteiligten dauerhaft darunter leidet.
Sehr ausführlich wurde dann das Thema „Sexting“ (Sex + Texting) angesprochen, das leider in manchen Fällen (Cyber-)Mobbing zur Folge hat: Ursprünglich als SMS-Flirt entstanden, hat es sich inzwischen auf das Versenden freizügiger Fotos und Videos erweitert, was zu öffentlichen Bloßstellungen und Mobbing führen kann, wenn privat und vertraulich versendete Aufnahmen an die Öffentlichkeit geraten. Häufig geschieht das als Racheaktion nach dem Ende einer Beziehung. Anhand einiger Fälle aus seiner Beratungsarbeit machte Günter Steppich das Problem deutlich, zeigte die Folgen für Opfer und Täter auf, erklärte die strafbaren Handlungen (Verletzung von Persönlichkeits- und Bildrechten, Herstellung und Verbreitung von Kinder- und Jugendpornographie) und gab Verhaltenstipps und Denkanstöße zum Umgang mit diesem Thema.
Anschließend ging es um Sicherheitsaspekte von Smartphones und Einstellungsmöglichkeiten aktuell beliebter Apps wie Whatsapp, Instagram, Snapchat und Dating Apps. Anhand vieler Beispiele wurde aufgezeigt, welche Risiken bei der Nutzung bestehen und wie sich diese kontrollieren bzw. vermeiden lassen. Konkret ging es um sichere Alternativen zu WhatsApp (Threema/SIMSME), die Privatsphäreeinstellung von Instagram, die Tatsache, dass sich mit Snapchat verschickte Bilder kinderleicht sichern oder wiederherstellen lassen, und dass sich in Dating Apps wie Lovoo und Tinder auch zahlreiche zwielichtige Gestalten mit gefälschten Profilen tummeln, die auf sexy Fotos von Kindern und Teenagern stehen und zum Teil auch versuchen, diese zu persönlichen Treffen zu überreden.
Im letzten Themenblock ging es neben der Ablenkung durch Handys bei den Hausaufgaben auch um gesundheitliche Aspekte: Mögliche Fehlentwicklung der Augen durch Mangel an Aktivitäten im Freien, Schlafmangel durch Handys im Kinderzimmer und Gefahren, die im Straßenverkehr durch Handy-Ablenkung entstehen. Der Aufklärungsspot der Schweizer Polizei „Zaubertrick mit dem Smartphone im Strassenverkehr„, dessen Schockeffekt das Unaufmerksamkeitsproblem sehr deutlich macht, bildete den Schlusspunkt der Veranstaltung.
Deutlich wurde am Ende, dass diese Doppelstunde längst nicht mehr ausreicht, um diesem immer komplexer werdenden Thema gerecht zu werden. Zum einen müssten man mit jeder einzelnen Klasse arbeiten, um ausführlich auf die vielen Fragen der SchülerInnen eingehen zu können, die im Verlauf dieser Veranstaltung nicht beantwortet werden konnten. Zum anderen könnte man problemlos jede Woche eine Unterrichtsstunde zu diesem Thema halten, wenn die Schule entsprechende Stunden dafür zur Verfügung hätte! Die Jugendlichen zeigen sich extrem interessiert daran, wie die große Aufmerksamkeit und Mitarbeit in diesen Veranstaltungen immer wieder belegt. Zuhause werden diese Inhalte leider nur den wenigsten Kindern vermittelt – die aktuelle Elterngeneration tut sich nach wie vor sehr schwer mit diesem so wichtigen Erziehungsthema.