„…du weißt ja, der 27. …“, eine Sekunde ratterte es bei mir, bis es mir mit einem leichten Schrecken wieder einfiel. Genau, der 27. Januar ist Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus.
Ja, aber Pandemie und Desinfektionsmittel und ach, ich habe meine Oma so lange nicht gesehen und ich bin generell so schlecht drauf, so geht es uns ja allen.
Natürlich hätte man den Tag dann auch nicht vollends vergessen, meistens wird er ja als eine Fußnote auch in den Tagesthemen erwähnt, aber dieses Jahr hätte man auch niemandem das Vergessen übelnehmen können…wobei…
Eigentlich wäre es gerade 2021 von besonderer Wichtigkeit, den über sechs Millionen Opfern des Nationalsozialismus zu gedenken und sich Ihnen zu Ehre ernsthaft mit dem Thema auseinanderzusetzen (anstatt die Netflix-App zu überlasten). Denn Anfang des 20. Jahrhunderts waren es auch Krisen, die von den Nationalsozialisten ausgenutzt wurden. Ausgenutzt, um die Bevölkerung mit Hass und Hetze gegen die angeblichen Feinde, die von ihnen für diese Krisen verantwortlich gemacht wurden, aufzuhetzen und im selben Zug von der eigenen politischen Linie zu überzeugen.
Hass und Hetze spielen auch jetzt noch eine Rolle, Demokratien sind in Krisen verwundbarer, die Gemüter erhitzen und Fronten verhärten sich. Behauptungen wie: ,,Das mit dem Holocaust passiert nicht noch einmal, wir sind ja schlauer als damals“ und „Letzte Woche habe ich schon ein Bild mit #neverforget gepostet, das wird ja wohl für das nächste halbe Jahr reichen“ sind eitel und naiv. Jetzt ist es wichtiger denn je, den Opfern des Nationalsozialismus zu gedenken, nicht nur heute, sondern an jedem einzelnen Tag, damit Hass, Wut und Verzweiflung in unseren dunkelsten Stunden keine Chance haben, uns zu korrumpieren und uns zu Handlungen und Einstellungen zu bewegen, für die wir uns eigentlich für zu „schlau“, oder „vernünftig“ halten.
Die Pandemie darf nicht zur Ausrede werden, unsere gesellschaftlichen Pflichten zu vernachlässigen.
Layma Brunnmeier Q1
AG Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage