„Alle haben eins!“ – „Stimmt nicht!“
Anfang Dezember 2016 wurde über das Staatliche Schulamt in Wiesbaden ein Smartphone-Elternbrief an alle Grundschulen in Wiesbaden und dem Rheingau-Taunus-Kreis verteilt, den wir an der Gutenbergschule schon seit 2013 jeweils vor den Sommerferien an die Eltern unserer kommenden Fünftklässler verschickt haben.
Nachdem die Zahl der Smartphonebesitzer in dieser Altersklasse in den letzten Jahren stetig zugenommen hatte, zeigte die Umfrage in den neuen fünften Klassen eine erfreuliche Trendwende:
Kein Handy: 21 % (2016: 12 %)
Tastenhandy: 28 % (2016: 29 %)
Smartphone: 51 % (2016: 59 %)
Mit mobilem Internet: 20 % (2016: 23 %)
Das Smartphone über Nacht mit ins Kinderzimmer nehmen dürfen 27 % (2016: 46,4 %). Wer möchte, dass sein Kind ausreichend Schlaf bekommt, sollte das auf keinen Fall erlauben.
In den einzelnen Klassen besitzen kein Smartphone:
5a, 16 Kinder
5b, 11
5c, 18
5d, 13
5e, 17.
Trotzdem haben Eltern berichtet, ihr Kind habe zuhause versichert, es sei das einzige ohne Smartphone… 😀
Nutzung sozialer Netzwerke/Messenger: Facebook 1,3 % (2 Kinder, 2016: 4,8 %), WhatsApp 39 % (2016: 48%), Instagram 7,8 % (2016: 10,7 %), Snapchat 13 % (2016: 17,3 %), Musical.ly 11 % (2016 nicht erhoben).
Am dritten Schultag gab es noch in keiner Klasse eine WhatsApp-Klassengruppe. Ich habe den Kindern deutlich gemacht, dass wir Klassenchats in dieser Altersgruppe für keine gute Idee halten, dennoch haben wir vorbeugend allgemeine Chatregeln besprochen, die wir aus den bisherigen Chaterfahrungen der Kinder abgeleitet haben: Was habt ihr erlebt, was ging schief, wie reagiert man richtig, was ist erlaubt/verboten?
Die Umfrage und die Chatregeln nahmen ca. 20 Minuten in Anspruch.
Dabei ging es um Ausdrucksweise und Inhalte, Verhalten bei Streitigkeiten und Mobbing (was ist der Unterschied?), Kettenbriefe, Aufnahmen von anderen, etc.
Am 11. September in der 3./4. Stunde gibt es für alle Fünftklässler einen Vortrag von mir in der Aula zum Thema „Was müssen Fünftklässler über das Internet wissen?“ Dabei wird es um die Basics von Privatsphäre & Datenschutz, Schutz vor sexuelle Belästigung, Cybermobbing, Videospiele, Falschmeldungen, Downloads, Kostenfallen, Urheberrecht und Schadsoftware gehen. Anschließend besuche ich jede Klasse noch einmal für eine Unterrichtsstunde, um Fragen zum Vortrag zu klären und die zahlreichen Geschichten zu hören, die die Kinder zu diesem Thema zu erzählen haben. Am 20.09.17 um 19:30 Uhr folgt dann der Medienelternabend für die Klassenstufe 5, den der Schulelternbeirat zur Pflichtveranstaltung erklärt hat.
Mit diesem Gesamtpaket haben wir in den letzten Jahren erreicht, dass es in der Unterstufe kaum nennenswerte Vorfälle in Sachen Smartphones/Soziale Netzwerke gab.
Es bleibt aber weiterhin spannend. Aktuell wird die Handyausstattung an den 54 anderen weiterführenden Schulen im Schulamtsbereich abgefragt, um einen Überblick zu erhalten, ob der Elternbrief einen flächendeckenden Effekt hatte, und um auch bei Elternabenden an anderen Schulen das „alle haben das“-Argument widerlegen zu können… 🙂
Günter Steppich
Beauftragter für Medienerziehung der Gutenbergschule