Die Schülerzeitung im Gespräch mit Sportstudio-Moderator Sven Voss
Ein Text von Paul Berg, Abiturient der GBS, Partnerschule des Schulprojekts 05er Klassenzimmer
„Nächster Halt: Mainz Plaza“ Die Mainzelbahn hält in der Nähe des OPEL-Stadions. An Bord sind 16 SchülerInnen, Reporter der „Lupe“ oder jene die es werden wollen, die sich schon auf einen Einblick in das Leben eines Fernsehmoderators freuen. Es steht ein Vortrag von Sven Voss im Pressebereich der OPEL ARENA an.
Angefangen hatte alles im nordhessischen Koblenz, wo Sven bei einem Regionalsender seine Leidenschaft für das Fernsehen entdeckte. Jetzt werden sich die ersten fragen, wer Sven Voss ist, der ein oder andere kennt ihn aber: Sven Voss ist einer der drei Moderatoren des „Aktuellen Sportstudios“, welches samstagabends immer ab 23 Uhr ausgestrahlt wird. An besonders spannenden Spieltagen beobachten ihn im Schnitt bis zu 4 Millionen Zuschauer bei der Arbeit. Doch er ist nur einer von ungefähr 70 redaktionellen Mitarbeitern, die das ZDF für den Bereich „Berichterstattungen“ beschäftigt. Dazu kommen noch einige Kameramänner, Techniker und Cutter bis eine Sendung wie das Sportstudio ausgestrahlt werden kann.
„Es geht nicht darum einen blöd aussehen zu lassen!“
Sven Voss erklärt den Reportern der Schülerzeitung „Die Lupe“ wie eine Sendung des „aktuellen Sportstudios“ aufgebaut ist. Hauptsächlich leitet der Moderator von Spielzusammenfassung zu Spielzusammenfassung. Zudem besitzt er noch die Aufgabe, das traditionelle Torwandschießen am Ende zu moderieren und ein Gespräch mit dem Gast zu führen, den das „aktuelle Sportstudio“ für den Spieltag eingeladen hat. Hierbei geht es laut Voss nicht darum, einen Fragenkatalog abzuarbeiten, sondern das Gespräch so laufen zu lassen, dass es seine eigene Dynamik entwickelt. Man solle vor allem darauf achten, dass das Gespräch nicht in eine falsche Richtung läuft und der Spieler sich nicht selbst in eine brenzlige Situation bringt. Schon gar nicht solle man Fehler mithilfe von gemeinen Fragen provozieren. Außerdem müsse man auch seine „journalistische Distanz wahren“. Nur weil man Anhänger eines Vereins ist oder einen Spieler besonders gerne mag, solle man dennoch nicht seine Professionalität verlieren. Deswegen erklärt Sven Voss seinen Trick für die Interviews: Er baue sich ein „Gerüst“, in dessen Rahmen er sich in den 12 bis 20 Minuten Gespräch bewegen will, und zu dem er, wenn nötig, wieder zurückkommen kann. Das sorge dafür, dass es kein peinliches Schweigen gibt, es aber trotzdem noch genug Freiheiten für die Gesprächsentwicklung gibt.
„Die Gräben zwischen den Öffentlich-Rechtlichen und den Privatsendern sind nicht so groß wie man glaubt.“
Auf die Frage nach seiner Sicht auf die Rundfunkbeiträge, die jeder Deutsche bezahlen muss, antwortet Voss, dass er sie für sehr sinnvoll hält. Nicht nur weil mit diesen seine Arbeit bezahlt werde, sondern weil es auch eine qualitative Berichterstattung sichere. Er ist der Überzeugung, dass eine qualitativ hochwertige Berichterstattung unabdingbar für eine gesunde und stabile Demokratie ist. Gespannt darf man sein, was das Publikum dazu sagt, dass das ZDF seine Rechte für die Live-Übertragung von Spielen der UEFA Champions League verloren hat. Ebenso gespannt sein darf man auf die Berichterstattung von der FIFA WM 2018 in Russland. Voss sagt, dass sich das ZDF und das Team bewusst sind, dass in Russland vieles schiefläuft. Deswegen wolle man auch darauf achten, dass die Ausstrahlungen im TV kritisch reflektiert sind und das ZDF seinem politischen Auftrag hinterherkommt.
Mit den Privatsendern sieht Voss die „Öffentlich-Rechtlichen“ nicht so im Konflikt, wie es oft behauptet wird. Für ihn gibt es nur wenige Unterschiede zwischen den „Öffentlich-Rechtlichen“ und den „Privaten“. Wechsel von einer „TV-Gruppe“ zur anderen gehören zum Geschäft und sind daher für ihn verkraftbar und kein „Verrat“.
Manchmal läuft auch im Fernsehen etwas so richtig schief
In seinen 19 Jahren beim Fernsehen hat Sven Voss so einiges erlebt. Darunter auch einige Peinlichkeiten und brenzlige Situationen.
Eine Geschichte passierte in einer Folge des „aktuellen Sportstudios“. Beim Torwandschießen am Ende der Sendung traf der Herausforderer aus der Menge der Zuschauer kein einziges Mal. Um ihn zu trösten wollte Voss etwas wie „Schade, dass du nicht getroffen hast, aber trotzdem schön, dass du da warst!“ sagen. Als die Regie jedoch die Anweisung gab die Sendung zu beenden, weil der nächste Programmpunkt an der Reihe war, sagte Sven Voss in der Hektik den folgenden Satz: „Schade, dass du da warst!“
Doch mit diesen peinlichen Worten war das Malheur noch nicht vorüber. Am nächsten Tag fuhr Voss mit dem Taxi und wurde vom Fahrer mit den Worten „Schade, dass Sie mit mir gefahren sind!“ verabschiedet.
Wir hingegen wollen uns dafür bedanken, dass wir da sein durften, und möchten explizit Sven Voss für den spannenden Vortrag danken. Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass man als Schülerzeitung Zugang zu solchen Erfahrungsberichten bekommt. Ein weiterer großer Dank geht an Mainz 05 für das Bereitstellen der Räumlichkeiten und die Organisation des Treffens. Vielen Dank und bis zum nächsten Mal!