An drei aufeinanderfolgenden Tagen (vom 12. Juli bis zum 14. Juli 2021 jeweils um 19:00 Uhr) führte die Theater-AG von Frau Scherf der Gutenbergschule auf dem Schulhof der Schule sechs kurze Stücke zu aktuellen Themen auf. Das Theaterprojekt mit dem Titel „The End of the World as we Know it“ war Teil einer Kooperation mit dem English Theatre Frankfurt. Finanziert wurde das einjährige Theaterprojekt durch den Kulturfond „kunstvoll“, der u.a. auch die Mitarbeit eines professionellen Schauspielers des English Theatres Frankfurt finanzierte. PJ Escobio, der auch das Theater Shakespeare Frankfurt leitet, führte in die Techniken der professionellen Schauspielkunst ein. Das Ensemble wählte die englischsprachigen Stücke aus einer Reihe von Stücken aus. Ihnen ging es darum, aktuelle Themen anzusprechen. Ihr Theaterkonzept macht Anleihen bei Stationentheater, ortsspezifischem Theater und performativen Zwischenstücken. Die Grenze zwischen Publikum und Darstellern wird oft überschritten, indem die Zuschauer z. B. Teil einer feministischen Demonstration werden oder das Publikum zu seiner Haltung in einer Gerichtsverhandlung befragt wird.
„The Smiths“, ein Stück der neuseeländischen Autoren Elspeth Tilley, die an der Massey Univerity in Wellington unterrichtet, thematisiert die Machtübernahme junger Menschen, die eine ältere Generation ablösen möchte, die ihnen Brexit und Trump beschert hat. Milena Sadykov spielte eine hart urteilende Richterin und verurteilte eine egoistisch denkende ältere Generation (gespielt von Stella Chilla, Marie Goetzfried) zu Tanzunterricht und verstärkten Umgang mit jungen, andersdenkenden Menschen. Direm Doelek spielte die verständnisvolle Tochter der verurteilten älteren Generation. Sarah Ambrosius Carillo waren in der Rolle der Staatsanwältin und Lilly Compton Verteidigung zu sehen.
„Swing Among the Stars“, ein Stück des Briten Philipp Braithwaite, Dozent an der University of Central Lancashire, wirft einen gewagten Blick in die Zukunft. In dieser dystopischen Welt, in der ein Überleben jenseits des Planeten Erde gesucht werden muss, bleiben die Männer hilflos zurück, während Frauen als Astronautinnen scheinbar „Karriere machen“. Marie Götzfried und George Brewer spielten sehr einfühlsam das junge Paar und ernteten spontanen Applaus.
„I am not a Cup of Tea“ von Elspeth Tilley entführt die Zuschauer in Konzernkonferenz, in der Mitarbeiter durch einen angeheuerten „Corporate Trainer“ dazu angehalten werden sollen, die Menschen durch den Verkauf ihrer nutzlosen Produkte glücklich zu machen. Sarah Ambrosius Carillo begeisterte das Publikum als Corporate Trainer und Milena Sadykov, Sofia Ambrosius Carillo und George Brewer nahmen an der grotesken Schulung teil.
In „Casting Call“ von Elspeth Tilley muss eine junge Schauspielerin erfahren, dass in einer von Männern dominierten Welt nur stereotype Frauenrollen vergeben werden. Sie ist schockiert und ruft zu einem Streik „Women’s Day off“ (nach dem isländischen Vorbild) auf. Milena Sadykov spielte die junge talentierte Schauspielerin und Stella Chilla den engstirnigen „Director“.
„First, do no Harm“, ein Stück der Booker-Prize- Trägerin Bernardine Evaristo, thematisiert soziale und gesundheitliche Themen der Pandemie. Sarah und Sofia Ambrosius Carillo, Direm Doelek und Lily Compton teilten sich das monologische Stück, umkreisten ihr Publikum und redeten ihm eindringlich ins Gewissen.
„Start Where you are“, ein Stück der amerikanischen Autorin Ellen M. Lewis, führt den Zuschauern die Entrüstung einer Aktivistin und einer Klimaforscherin angesichts der Ignoranz von Politkern angesichts der aktuellen Klimakatastrophe vor Augen. Die beiden sind sich einig: Jeder kann etwas tun. „Think globally, act locally.“ lautet ihr Motto. Sie schreiten auch gleich zur Tat und verteilen Samenkörner und Sonnenblumen und Baumsetzlinge an die umstehenden Zuschauer. Direm Doelek spielte die Aktivistin und Lilly Compton die frustrierte Wissenschaftlerin.
Heike Scherf (Leiterin der Theater AG English Theatre)
Impressionen von den Aufführungen: