Psychische Erkrankungen bei Jugendlichen
Von Luisa Sassin (Abiturientin 2021), aus der Ausgabe „Growing up“
Im Jahr 2017 wurden bei mehr als einem Viertel aller Kinder und Jugendlichen beim Arztbesuch eine psychische Störung oder Verhaltensauffälligkeit dokumentiert. Das klingt erst einmal erschreckend viel, allerdings muss man beachten, dass psychische Störung nicht gleich Depression oder Selbstmordgefährdung bedeutet. Psychische Störungen sind vielfältig und treten in allen möglichen Varianten und Ausprägungen auf.
Woran erkennt man eine psychische Erkrankung?
Die Symptome für eine psychische Erkrankung sind weitreichend und bei jedem individuell ausgeprägt, weshalb man nicht grundlegend sagen kann, wer bestimmte Symptome zeigt, hat eine bestimmte Krankheit.
Jedoch gibt es Symptome, die besonders häufig auftreten und dabei helfen können, eine psychische Erkrankung zu erkennen. Dazu gehören zum Beispiel: Veränderung im Schlaf- und Essverhalten, Abkapselung von Familie und Freunden, Interessenverlust an Hobbys, Konzentrationsprobleme, Gefühle von Wertlosigkeit oder Schuldgefühle, selbstzerstörerische Gedanken oder Anspielungen auf Selbstverletzung oder Selbstmord und noch weitere.
Diese Symptome sind in dem Fall hauptsächlich auf Depressionen bezogen, da es zu weitreichend wäre, auf alle Erkrankungen und ihre Symptome einzugehen.
Symptome können vereinzelt oder in Kombination auftreten und unterschiedlich ausgeprägt sein. Außerdem hat eine Person nicht automatisch eine psychische Erkrankung, wenn diese Symptome auftreten, das muss immer im Einzelfall bestimmt werden. Allerdings helfen sie dabei, mögliche Probleme zu erkennen, um dann dagegen vorzugehen.
Was sind die Ursachen einer psychischen Erkrankung?
Genau wie die Symptome sind auch die Ursachen einer psychischen Erkrankung vielfältig.
Die Umweltfaktoren spielen hierbei eine große Rolle. Dazu gehören zum Beispiel Leistungsdruck in der Schule, die Beziehung von und zu den Eltern, Scheidungen, Todesfälle im Bekanntenkreis oder traumatische Erlebnisse wie Mobbing oder Missbrauch. Entscheidend ist nicht nur die Stärke der Belastung, sondern auch die Fähigkeit des Betroffenen, damit umzugehen und sie zu verarbeiten.
Darüber hinaus können psychische Erkrankungen auch genetisch beeinflusst werden. Denn Kinder, deren Eltern psychisch erkrankt sind oder waren, haben ein höheres Risiko, ebenfalls betroffen zu sein.
Risikofaktor für emotionalen Stress bei Jugendlichen ist immer auch die Pubertät. Der Körper verändert sich währenddessen stark und die Jugendlichen prägen ihre Identität aus, was häufig mit Krisen aufgrund von Unsicherheiten, mangelndem Zugehörigkeitsgefühl oder auch Gruppenzwang, verbunden sein kann.
Jedoch muss es nicht immer so sein, da mentale Erkrankungen auch ohne erkennbaren Grund auftreten können.
Wie geht man dagegen vor?
Kommunikation ist hier der Schlüssel. Egal ob man selbst betroffen ist oder es um jemanden aus dem Bekanntenkreis geht, wichtig ist, das Problem anzusprechen. Dabei ist es natürlich am wichtigsten, sich an jemanden zu wenden, dem man vertraut und der einen ernst nimmt. Das können die Eltern sein, Freunde, oder auch Vertrauenslehrer.
Oft hilft es schon, sich zu öffnen und mit jemandem zu sprechen, der einem Empathie entgegenbringt und einem dabei helfen kann, das Problem zu bewältigen.
Ist das nicht genug, sollte man überlegen, sich professionelle Hilfe zu holen, wobei es ebenfalls verschiedene Möglichkeiten gibt, die je nach Art und Ausprägung individuell festgelegt werden.
Es gibt zum Beispiel die Psychotherapie, die dabei hilft, sich selbst besser zu verstehen, mit Stress umzugehen, sein Selbstwertgefühl und seine Beziehungen zu verbessern. Solche Verfahren können je nach Schwere einzeln oder in Kombination mit Medikamenten eingesetzt werden. Zudem gibt es noch die Möglichkeit einer stationären Aufnahme, um die betroffenen gezielt zu behandeln und überwachen zu können.
Wichtig ist, es bei der Behandlung auch auf die Familie und das soziale Umfeld einzugehen, nicht nur, weil dort mögliche Probleme liegen, sondern auch um sie zu unterstützen, da viele nicht wissen, wie sie mit einer psychisch erkrankten Person umgehen sollen. Wenn sie wissen, womit sie es zu tun haben, können sie folglich dem Betroffenen besser beistehen und helfen.
Was man immer bedenken sollte
Unabhängig davon, um welche Art der Erkrankung es sich handelt, man muss sich bewusst sein, dass es sich um eine ernstzunehmende Krankheit handelt. Psychische Probleme bedeuten nicht, dass man sich ab und zu mal nicht gut fühlt und das einfach ignorieren kann. Sie verschwinden auch nicht einfach, wenn einem gesagt wird, man soll mal ein bisschen fröhlicher werden.
Es handelt sich um Krankheiten, genau wie physische, und sie müssen auch als solche behandelt werden.
An wen kann man sich wenden?
Zur konkreten Diagnose und Behandlung ist zunächst der Hausarzt der erste Ansprechpartner, der einen bei Bedarf an einen Facharzt, zum Beispiel einen Psychotherapeuten, überweist.
Ansprechpartner an der GBS
Manchmal braucht man aber auch einfach nur jemanden zum Reden.
Frau Dr. Claus ist die Schulseelsorgerin der Gutenbergschule, an die sich die Schüler mit allen Problemen wenden können, unabhängig davon, ob sie mit der Schule direkt zu tun haben oder nicht.
Zusätzlich gibt es noch die Vertrauenslehrer Frau Steinmetz und Herrn Eckrich, an die Schüler sich ebenfalls wenden können.
Für alles, was mit Gesundheit oder Suchtproblemen zu tun hat, ist Herr Dr. Schmidt verantwortlich.
Außerhalb der Schule
Außerhalb der Schule gibt es ein Infotelefon von der Stiftung Deutsche Depressionshilfe mit der Telefonnummer 0800 3344533.
Unter diskussionsforum-depression betreibt diese Stiftung auch ein professionell moderiertes Diskussionsforum, in dem Patienten und Angehörige ihre Erfahrungen austauschen können.
In Wiesbaden kann gibt es zudem den sozialpsychiatrischen Dienst, der Betroffene und Angehörige mit persönlicher Beratung unterstützt. Dieser ist erreichbar unter der Telefonnummer:
0611 31-2819
Unsere Quellen
- Foto: mental health c 2022 Ekrulila
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